Was macht eigentlich eine Physiotherapeutin? Welche Anforderungen gelten für den Beruf des Informatikers und welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es? Und wie sieht der Arbeitsalltag eines Zeichners aus?
Der Berufswahlprozess gehört mit Sicherheit zu den anspruchsvollsten Aufgaben, die die Jugendlichen im Verlaufe ihrer Oberstufenzeit zu bewältigen haben. In der Regel bekommen sie dabei natürlich Unterstützung aus dem Elternhaus und von Seiten der Schule, doch am Ende sind es die Schülerinnen und Schüler selber, welche die Entscheidung über ihren weiteren Weg treffen müssen.
Der Lehrstellenparcours war vor einigen Jahren als Gemeinschaftsprojekt des Gewerbes Hinterland sowie den Schulen Zell, Luthern und Gettnau ins Leben gerufen worden, um den Jugendlichen während eines Tages die Gelegenheit zu geben, einen kurzen Einblick in ganz verschiedene Berufe zu erhalten – und fand in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal statt.
Die Schülerinnen und Schüler konnten im Vorfeld aus insgesamt 107 Berufen – angeboten von etwas mehr als 70 Firmen – deren fünf auswählen, von denen sie vier an diesem Donnerstag dann tatsächlich besuchten. Nicht selten konnten sie dabei selber ihr Geschick unter Beweis stellen. So bauten beispielsweise einige ihr eigenes Kubb-Spiel, andere lernten, eine Glühbirne mit dem Handy zu steuern, und wieder andere bestimmten selber den Sauerstoffgehalt im Blut oder hörten mit dem Stethoskop den Herzschlag eines Hundes ab.
Daneben bekamen sie im Lehrlingsatelier von Lehrlingen und Lehrlingsausbildnern wertvolle Tipps, was den Bewerbungsprozess angeht. Denn was erwartet ein Lehrmeister von einem Schnupperstift? Und worauf achtet er, wenn er eine Bewerbung bekommt? „Natürlich ist beispielsweise Mathi für den Schreinerberuf wichtig“, sagte etwa Benedikt Bucheli von der Schreinerei Meier AG, „aber bei einer Bewerbung schaue ich nicht nur auf die reinen Schulleistungen. Für mich zählen auch die Verhaltensnoten.“ Zudem sei es wichtig, dass die Jugendlichen beim Schnuppern ein gutes Auftreten hätten und Motivation zeigen würden.
Der Lehrstellenparcours findet alle zwei Jahre statt, wobei lediglich die Siebt- und Achtklässler daran teilnehmen. Die Jugendlichen dieser beiden Stufen stehen dabei allerdings jeweils an einem ganz anderen Punkt in ihrem persönlichen Berufswahlprozess.
Den Achtklässlern, für die bald die Bewerbungsphase beginnt, bietet der Lehrstellenparcours die Gelegenheit, die Berufe, die für sie in der engeren Auswahl stehen, noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen oder allenfalls die Fühler in eine komplett andere Richtung auszustrecken. Wer weiss, vielleicht entpuppt sich dabei ein Beruf ja plötzlich als ganz interessante Alternative?
Für die meisten Siebtklässler hingegen ist der Lehrstellenparcours in der Regel der erste wirkliche Kontakt mit der Berufswelt. Für sie geht es in erster Linie darum, sich von möglichst vielen Berufen ein Bild machen zu können und vielleicht eine erste Tendenz, in welche Richtung es gehen könnte, zu entwickeln.
Und auch wenn das Wetter in diesem Jahr nicht immer ganz mitspielte – die Sonne liess sich nur zwischendurch mal kurz blicken – war die Stimmung unter den Jugendlichen ausgezeichnet. Sie genossen die Abwechslung zum gewöhnlichen Schulalltag und sogen die Informationen der Fachleute und Experten förmlich in sich auf. Entsprechend positiv fielen auch die Rückmeldungen aus: „Es war mega cool, dass wir alles selber wählen konnten!“ – „Die Berufe wurden sehr gut erklärt!“ – „Mir hat das Bauen einer Mauer super gefallen!“ – „Alles war spannend, da wir an einem Tag viele verschieden Berufe erleben konnten!“
Möglich ist ein solcher Anlass natürlich nur dank der grosszügigen Unterstützung der Eltern, die sich in grosser Zahl dazu bereiterklärt hatten, an diesem Tag den Taxidienst zu übernehmen und mit den Jugendlichen zu den jeweiligen Betrieben zu fahren.
Text und Bilder:
Michael Bieri und Peter Flückiger