Im Auge der Pandemie: dringende Massnahmen im Gesundheitssystem!
«Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen!» Noch gar nicht lange her – und trotzdem schon fast vergessen – wie auch die riesige Solidarität mit unserem Gesundheitspersonal während der Covid-Pandemie. Wo stehen wir heute?
In einer Welt, in der Gesundheitskrisen immer häufiger auftreten, wird die Bedeutung der Pflegekräfte in den Institutionen (Spitäler, Pflegeheime, etc.) besonders deutlich. Sie stehen an vorderster Front und kümmern sich um die Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Doch wie können wir sicherstellen, dass sie endlich bessergestellt, besser geschützt und besser unterstützt werden? Fünf wichtige Massnahmen sind zentral, um die Situation zu verbessern und die Pflegekräfte zu entlasten.
Alarmierende Verhältnisse
Dies ist das Resultat einer Auswertung von etwa zwei Dutzend Untersuchungen zur vergangenen Covid-Pandemie im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Sek Zell (s. Bild 1). Diese Abschlussarbeit beschäftigte sich mit der Frage, wie man in der nächsten Krise die schweizerische Gesundheitspflege besser unterstützen bzw. gestalten könnte und wurde erstellt, weil im kommenden Sommer zahlreiche, neue Lernende im Pflegebereich ihre Ausbildung starten werden. Die Herausforderungen, mit denen Pflegekräfte konfrontiert werden, sind gemäss dieser Auswertung alarmierend. Mehrere Quellen, wie zum Beispiel das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das deutsche Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Universität Bern oder Economiesuisse zeigen, dass viele Pflegekräfte hohem Dauerstress ausgesetzt sind und sich permanent an der Belastungsgrenze bewegen.
Bessere Entlöhnung, mehr Unterstützung
Daher sind mehrere Massnahmen zwingend! An erster Stelle stehen diskussionslos die Arbeitsbedingungen zeitlicher und finanzieller Art, welche so rasch wie möglich verbessert werden müssen. Der Pflegeberuf steht an einem kritischen Wendepunkt. Immer mehr Pflegekräfte entscheiden sich, den Beruf zu wechseln, nicht, weil ihnen die Arbeit nicht am Herzen liegt, sondern weil sie unter enormem Druck arbeiten und dafür viel zu wenig bezahlt werden. Die Entlöhnung steht in keinem Verhältnis zur Verantwortung, die sie täglich tragen. Diese Entwicklung führt nicht nur zu einer massiven Abwanderung von Fachkräften, sondern gefährdet auch die Zukunft der gesamten Pflegebranche. Ohne eine spürbare und dauerhafte Erhöhung der Gehälter sowie verbindliche Weiterbildungs- und Entwicklungsperspektiven wird der Fachkräftemangel in der Pflege immer dramatischere Ausmasse annehmen. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, wird die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Zukunft nicht mehr sichergestellt sein.
Vereinbarkeit Beruf und Familie!
Ein zweiter Bereich umfasst die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Flexible Arbeitsmodelle müssen besonders dazu beitragen, eine deutlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu ermöglichen. Dies ist insbesondere entscheidend für das Verbleiben im Pflegebereich, wenn Pflegekräfte eine Familie gründen bzw. haben.
Ein weiterer Bereich besteht in der Sicherheit der Pflegekräfte als auch in der Qualität der Versorgung der BewohnerInnen/PatientInnen: Dabei ist eine zentrale Beschaffung und strategische Lagerhaltung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) unerlässlich, um eine ständige Verfügbarkeit zu gewährleisten für sowohl Pflegekräfte als auch PatientInnen.
Ebenso besteht ein grosses Defizit bei der psychosozialen Unterstützung, welche Pflegekräfte dabei hilft, mit Stress und Belastungen umzugehen und somit ihre psychische Gesundheit zu erhalten. Schliesslich ist es wichtig, bessere Notfallpläne und digitale Unterstützung während Krisen zu entwickeln (z.B. bei Kontakteinschränkungen, -verbot), um in schwierigen Situationen schneller und effizienter reagieren zu können.
Bereit für die nächste Krise?
Diese fünf Massnahmen sind dringend, überfällig und entscheidend, um die Herausforderungen im Pflegebereich zu meistern und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte nachhaltig zu verbessern (s. Bild 2), damit die Schweiz eine nächste Krise bewältigen kann, wenn es wieder heissen sollte: «Abstand halten, Hände waschen, Masken tragen!»
Jana van Drunen, AB3a, Altbüron
Bildlegende 2: verbreitete Demonstrationen gegen den hohen Dauerstress und die grosse Belastung des Pflegepersonals am Ende der Pandemie (https://zuerich.vpod.ch/news/2023/2023-01-12_kigesundheit-1/egion Zürich).